De Hochtiitsbitter

 

 

Vo de Hochtiitsfier geiv de Brögamm den Hochtiitsbitter den Opdrach, da Hochtiitsgäst indoloarn. de güng ersmool in dat Huus von de Bruut. Dor hebbt se em den Hout bunt mookt, maist'ns mit Hoon'nfeddern un he kreich 'n Bloum'nstruuk un bunte Bänner an Hout un Stock. Weer he met'n Peerd oder 'n Radd unnerweechs, wurd dat ouk noch bunt mookt. Un met Gout Drinkgeld in de Tasch'n güng dat lous. He güng oder föier von Huus to Huus un wenn dat möichlich weer met sin Peerd in't Huus. Met luut'n Schandool seich he denn sin Spruch op:

 

Guten Tag, guten Tag in diesem Haus,

ich komm geritten und nicht geschritten (oder umgekehrt)

ich möchte Euch freundlichst grüßen und bitten

und so Ihr mir wollt die Bitte nicht versagen,

so will ich sie freundlichst vortragen:

Ich bin ausgesandt

Hannover heißt das Land

in Brinkum aber liegt das Haus

wo ich bin geschickt aus.

Der Bräutigam (Name) bitten fein

und die Jungferbraut (Name) noch viel höflicher und fein

dass am zukünftigen Freitag soll die Hochzeit sein.

Also am Freitag vor dem Sonntag und Sonnabend

dann sollt Ihr die Hochzeit haben.

Auf dass Ihr nun möget recht versteh'n

und fleißig mit zur Hochzeit gehen.

Hier wird gebeten, Herren und Frauen,

die Söhne und auch die Töchterlein,

die Knechte und die Mägdelein,

darum bitte ich nochmals groß und klein,

stellt Euch alle recht fleißig ein.

Denn die Schlächter haben brav geschlachtet ein;

die Ochsen sind geschlachtet Paar bei Paar.

Die Hühner und die Kälber,

die schlachtet die Köchin selber.

Denn die Köchin, die wir haben,

die weiß den Zucker zu schaben,

den Kaneel weiß sie zu strähn

und den Braten fein und schön hübsch zu drehn

und weiß alles zu machen auf solcher Art,

dass es Euch schmecket in den Bart.

Die Suppe mit Hühnern gesotten,

die Gänse mit Pflaumen gebraten

und dazu lassen sie noch backen

Kuchen und allerlei schöne Sachen.

Dann liegen noch zu Eurem Pläsier

10 Tonnen Bremer Bier,

5 Anker Rhein'scher Wein, 10 Anker Branntewein,

und wir schenken, wir schenken ein,

wie es Euch nur beliebt zu sein,

wie es Euch nur beliebt zu trinken,

so werden wir Euch tapfer einschenken.

 

Jetzt muss ich mich rekommandieren fein

an die Jungfern groß und klein.

Schnürt das Wämschen fest, zieht Euch an auf's Best,

macht Euch hübsch und fein,

aber nicht so hübsch und fein

als der Bräutigam und die Braut mag sein.

Jetzt habe ich noch eine Bitte zu vermelden

an die feinen Jungfern und Junggesellen;

sie mögen sich am Freitag zur Zeit einstellen,

damit sie können sehen,

wenn der Bräutigam und die Jungferbraut

öffentlich in der Kirche werden getraut.

Und ist die Trauung nun geschehen,

so werden die Tische gedeckt dastehen.

Alles soll fein aufgedeckt,

was Euch nur am besten schmeckt;

denn an den vielen und mancherlei Gerichten

wird es uns ja fehlen nicht.

Denn was die Jäger auf den Sandbergen

und die Fischer in der See

Euch nicht werden schießen und fangen

das werden wir uns aus der großen Stadt Bremen

hinaus lassen langen.

Es ist kein Ort im Haus,

ihr könnt gehen ein und aus.

Stuben Küchen, Kisten und Kasten,

alles soll sein aufgeschlossen,

alles soll frei offen stehen,

damit Ihr aus und ein könnt gehen.

Und ist das Essen nun vollendet,

dann stehen die Musikanten behändet

und spielen zu der Butter fein,

auf daß Ihr möget alle recht lustig sein.

Meine Rede ist nun aus;

ich habe gebeten das ganze Haus.

Und hab ich's denn nicht gut gemacht,

so hab ich's doch zu Ende gebracht,

und ich wünsche Euch allen einen fröhlichen Hochzeitstag.

Eins hätte ich nun noch bald vergessen,

dieweil mein Stock in schlechtem Stand,

wünsch ich mir ein neues Band.

Ihr Jungfern bindet mir eins dran

damit ich weiterreisen kann.

(Hans Peters: Altes Handwerk - Bäuerliches Brauchtum)

 

No disse lang'n Ansprook weer dat nich meer as recht un billich, dat de Buer den Hochtiitsbitter 'n kräftig'n Schluck inschenk un ein Dooler in de Hand drück. "Nu koomt ouk all tohoup" sä de Hochtiitsbitter un denn güng he wiiter. An'n Hochtiitsdach moss de Hochtiitsbitter de Gäst met Wiin begrüß'n un bi'n Eet'n haar he de Opsich ober de Oppassers. Dorbei dröich he jimmer sin bunt'n Hout. Wenn dat Danz'n anfüng, weer he ouk fo den Utschank toustännich. 

 

Un nu sind se wo dor, de Hochtiitsbitter:

Heinz Tödtmann