Verlobungstiit

Ober de Hochtiit giff dat veel to vertell'n. Dat fangt dormit an, dat dor jo hier un doa fiert wunn is un de jung Lüe sik kenn'nlern konn'n.  Wenn ein jung Keer nu ober sin Deern hairoot'n wol, denn weer dat nich mehr so einfach. Dor wurd erst mool verhandelt. Dat möiken nich de jung'n Lüer, sonnern de Öllern von de Deern, denn se moss'n jo weeten, wo er Deern inhairoot'n wol. Wenn se denn mit er Besichtigung tofrär weern, güng dat denn ouk annersrum. Jetz sind de Vadder von den Brögamm un de Brögamm in dat Huus von de Bruut rean, dormit se sik'n Bild dorvon mook'n konn'n, wo de Deern herkeim. Mit Perd un Woog'n sind se blous föert, wenn Mudder dat ouk sein wol. Un wenn aals in Ordnung weer, wurd de Verlobung in'n Sommer fiert, maistens over gans slich.

 

Nu wull du weet'n, wat de Bruutlüer denn nun sou in de Twischentiit mookt hebbt. Nu, sei hebbt genausou frei verkeert wi dat vondooch ouk mookt watt un de Obrichkait un de Kaak'n han ouk doomools dat Riit'n dormit. Sou hett dor 1558 ne Verordnung von den Groof'n von Hoyo geeb'n, um dor gegen antogoon:

 

"Noch ein ergerliches gebrauch undt Gewohnheit soll uffgehoben und abgeschaft werden, das sich nämlich schon am Verlobungstage beide personen zusammen legen und nicht abwarten können, das sie der Herr Pastor ehrlich zusammen gesprochen hat. Solche Leute sollen nicht nur gestraft, sondern auch gezwungen werden in öffentlicher Bues der ganzen Gemeinde ein abbit zu thun darum, das sie mit ihrem excempel anderen geergert haben."

 


Wenn du nu mein'n dait, dat har hulp'n, kann du totool vergeet'n. Man kann dat nolees'n, dat um 1850 dat kein "ergerliches gebrauch" ween is, wenn de Brögamm siine Bruut besoch hett un bi er ober Nach bleeb'n is. Dat dor littje Kinner in't Huus koomt, weer nich blous fo den jung'n Buern, sonnern oul fo siin Öllern wichtig. Un desweegen nöim man dat nich sou genau mit de Keuschhait.

 

 

 

Heinz Tödtmann