Platt for runaways

Nachrichten von Radio Bremen -Week vun de Dichtkünsten fangt an

Bremen: Hüüt Abend fangt de negenundartigste Week vun de Dichtkünsten an. Düt Johr steiht dat Woord „Se kennt di – Luureree dör un dör“ babenan. Dat geiht üm de Gefahren bi de elektroonsche Gesellschupp. In de Week warrt vörleest, Filme wiest, Saken utstellt un över dat Wort babenan snackt. Anfangen deit de Week mit een Vermengsel vun Vörlesen, vörföhrte Gedichten un Musik in de Stadtbibliothek.

Als nächstes wird Mr. Snow noch mit Herr Schnee übersetzt. Nach längeren Recherchen bin ich endlich darauf gekommen, was gemeint ist. Es handelt sich um eine Veranstaltung des Institut Francais in Bremen unter dem Motto "Sie kennen Dich - Überwachung total". Das kann auch einer übersetzen, der seine Plattdeutschkenntnisse in einem Crash-Kurs erworben hat.



Nachrichten von Radio Bremen - Gift in Bio-Foder in Neddersassen

Hannover: Op en Öko-Höhnerbedriev in Neddersassen hebbt se in´t Foder för Deerten Gift funnen. Dat Ministerium för Landbo in Hannover snackt vun Pestiziden. De Bio-Hoff dörv nu söss Weken lang kene Bio-Eier utlevern. Proven vun annere Öko-Bedrieven in Neddersassen warrt se sik nu nipp un nau ankieken. Dat Giftfoder weer vun de Nedderlannen na Düütschland kamen. Toeerst harrn se in Meckelnbörg-Vörpommern un in Brannenborg en Andeel vun Pestiziden faststellt.

Ministerium  för Landbo ist etwas für stille Genießer. Das gilt auch für Foder för Deerten. Und wird das Futter nun vernichtet oder der noch vorhandene Rest an die Hühner verfüttert? Der letzte Satz ist dann die Krönung: Ich ahne, was ausgedrückt werden soll, aber bitteschön, dann auch so, dass man es versteht. Selbst der Sass kennt das Wort harm nicht. Wahrscheinlich ist harn oder harrn gemeint.



Nachrichten von Radio Bremen - Arbeitskamp bi Amazon geiht wieder

Leipzig: Bi dat Versandhuus Amazon warrt wedder lawayt, al fief Daag achter´nanner. De Arbeitskamp schall bet  morgen duern. Dat Ünnernehmen vermellt, de Laden löppt, ok vör Wiehnachten. Güstern harr 2.400 Lüüd bi Amazon de Arbeit liggen laten, hett de Gewarkschaft Verdi to Protokoll geven. Verdi will bi dat Tschinschen üm de Tarife dörsetten, dat de Lüüd mehr Geld afkriegt

Wenn ich es nicht wüsste, was gemeint ist, ich hätte keine Ahnung, worüber gesprochen wird. Ein Kamp ist im normalen Sprachgebrauch eine Wiese. Selbst der Sass will sich hier nicht festlegen und hat die Ergänzung "selten" hinzugefügt. Und was lawayt angeht, bin ich absolut überfragt. Noch nie gehört, aber so etwas ist Plattdeutsch von Radio Bremen.



Nachrichten von Radio Bremen - Verfatensschutz is bang för Arger twüschen Islamisten un Rechten

Berlin. So as de Verfatensschutz dat inschätzt, kunnen Rechtsextremen un Islamisten tokamen Johr fakener openanner daalgahn. De radikal-islaamschen Salafisten kriegt böös gau mehr un mehr Lüüd, de jüm nafolgt, wohrschaut de Präsident vun den Verfatensschutz Maaßen. Denn maakt ok jümmers mehr Lüüd mit bi Koppels, de gegen allens Frömde sünd. Güstern weern in Dresden rund 15.000 Minschen op de Straat gahn: Dor harr de Grupp „Pegida“, de gegen den Islam is, to opropen. Ok en ganze Reeg Rechtsextremisten hebbt mitmaakt. Bet nu weer dat de gröttste Akschoon vun düsse Oort.

Es ist schon merkwürdig, aber die plattdeutschen Nachrichten liefern immer wieder Gesprächsstoff. Ich bin weder Anhänger der "Pegida" noch des Islam, aber die Aussage "de Grupp Pegida, de gegen den Islam ist ..."ist definitiv falsch. Entweder war der plattdeutsche Redakteur nicht besser informiert - was ich im Grunde nicht glauben kann - oder er hatte Schwierigkeiten damit, die von der Pegida beklagte "Islamisierung des Abendlandes" ins Plattdeutsche zu übertragen. Dazu muss man nämlich auch Platt können!



Nachrichten von Radio Bremen - ZOB schall na den Frachtbahnhoff hen

Bremen: Den Buuutschuss vun de Stadt hett mit eene Stimm beslaten, dat den Bahnhoff för Busse mit lange Töörns an den Frachtbahnhoff verleggt warrt. Se harrn Lüüd ünnersöken laten, wo woll de beste Stee wesen kunn. För de Stee an’n Frachtbahnhoff tellt vör allen, dat he in de Midd vun de Stadt liggt un een mit Bus un Bahn dor goot anlangen kann.

Dass Bremen eine besondere Stadt ist, will ich gern glauben. Immerhin stehen hier die Bremer Stadtmusikanten. Aber dass ein Bauausschuss in dieser Stadt mit nur einer Stimme etwas beschließen kann, habe ich bisher nicht gewusst. Vielleicht sollte ich einmal die Geschäftsordnung lesen. Aber im Ernst: Sollte man nicht erwarten dürfen, dass ein Sender in der Lage ist, drei aufeinander folgende Sätze ohne größere Fehler aus dem Hochdeutschen ins Plattdeutsche übersetzen kann?



Nachrichten von Radio Bremen - Bremen söcht Stee för Chemieschiet

Bremen: De Ümweltsenater Lohse lett an mehrere Steden nakieken, of dor Chemie-Schiet för eenen Sett henleggt warrn kann. Lohse hett güstern Abend seggt, se deen in dat ganze Flach vun de Stadt kieken un ok ümto. Nadem in eene Firma in Ritterhue, de Chemieschiet wegmaakt, de Budel in de Luft knappt is, harr Lohse een Hollstopp anseggt. Se weern do jüst in een Verfahren, wat een Lager för Chemie-Schiet in Hemeln verlovt warrn schull.

 Ich spreche eigentlich ein ordentliches Platt - das habe ich bisher geglaubt. Aber was Radio Bremen hier mal wieder abliefert, ist schon recht eigentümlich und nur dann verständlich, wenn man die Nachricht zuvor auf hochdeutsch gehört hat. Und was "de Budel in de Luft knappt ist" bedeutet, erschließt sich mir immer noch nicht. Aber vielleicht liegt das daran, dass ich auf dem Bauernhof unter einfachsten Bedingungen aufgewachsen bin und mir deswegen ein umfangreicher plattdeutscher Wortschatz abgeht!



Nachrichten von Radio Bremen - Berlin: De Bunnsminister för’t Vöranbrengen, Gerd Müller, de smitt de EU vör, se dee nich noog för de Flüchtlinge in’n Irak un den siene Nahberlänner. De Europäsche Union weer dorbi un dee de Minschen in ehr Elend sitten laten, wieldes Düütschland veel mehr dee, as all de annern Lidmatenstaaten, hett den CSU-Politiker an de „Augsborgsche Allgemeene“ seggt. He dee dat missen, dat de Eurpäers all tosamen helpen doot, sä Müller un he will hebben, dat de EU forts eene Miljon Euros an Hölp praat stellt.


Ganz langsam zum Mitschreiben: Plattdeutsche Leser sind keineswegs geistig zuückgeblieben, kennen bereits Waschmaschine und Fernseher und können - man mag es glauben oder nicht - höchdeutsch sprechen. Mit Übersetzung wie Bunnsminister för't Vöranbrengen signalisiert man doch nur, dass man beim Plattleser einen geistigen Tiefflieger vermutet und aus diesem Grunde einige Begriffe auf platt erklären muss. So wird auch das Wort Maut gemieden und Betreuungsgeld mit Oppassergeld übersetzt. Vielleicht darf ich es noch erleben, dass der Sender Papst und Angela Merkel mir auf platt erklärt.

 

Sicherlich ist es nicht ganz einfach, platt zu sprechen, wenn man mit dieser Sprache nicht aufgewachsen ist und wenn man es nicht gewohnt ist, "platt zu denken". So kann es manchmal sehr erheiternd sein, wenn man versucht, einen hochdeutschen Satz Wort für Wort ins Plattdeutsche zu übertragen. Hier die entsprechenden Kostproben. Sie tun weh, oder?

 

 

 

 

 

Nachrichten von Radio Bremen - Lüttich – Bunnespräsident Gauck is in Belgien tosamen mit üm un bi 20 Staats- un Regeernbaas bi een internatschonale Fier to‘n Denken an den Ersten Weltkreeg mit darbi. An’n 4. August 1914 harr Dütschland Lüttich angrepen, nahden dütsche Trupps in de Nacht vördem in dat neutrale Belgien inmarscheert weern. An’n Nahmiddag besöökt Gauck de Stadt Löwen. Se weer vun den dütschen Suldaten bold heel un deel kaputt maakt worrn.

 

Für das Konjugieren plattdeutscher Verben war beim Crash-Kurs für Plattdeutsch keine Zeit mehr. Auch wenn Gauck Bundespräsident ist, bleibt er doch "grammatikalisch Einzahl".


 

Nachrichten von Radio Bremen - Bremen – An’n Abend fangt dat Internatschonale Festival Maritim an. Bit Sünndag staht 32 Grupps un Chöre op de Böhn un präsenteert Rock, Shantys un Folk-Musik. Darto sünd tein Böhns an de Maritime Meile in Bremen Vegesack opboot. De Veranstalter rekent mit 80-dusend Besööker un darmit is dat Festival in’t heele Europa een vun de wichtigst Musikspektakel för Seemannsmusik.

 

Hallo, um was geht es bitteschön? Grupps auf "10 Dachböden?" Oder ist gemeint: 32 Musikkepell'n op 10 Bühns? Platt scheint doch schwieriger zu sein wie es aussieht. Das gilt zumindest für richtiges Platt!

 

 

 

Nachrichten von Radio Bremen - In'n Irak fecht se wieder. Bagdad: De Kurden in’n Irak hebbt in wat Deele tegen de finiensche Trupp „Islamschen Staat“ wunnen. Se schüllt dorbi Hölp hatt hebben vun US-Kampffleegers. In de USA warrt vermellt, dat is slumpt un se hebbt de finienschen Lüüd us Städt verdreben kunnt, de in de Nöcht vun Erbil liggt.

 

Vorsichtig ausgedrückt, eine sehr seltene Übertragung ins Plattdeutsche! Und "Trupp" ist auch keine korrekte Übersetzung für Truppen. Ein Trupp ist - das gilt für Hochdeutsche und Plattdeutsche gleichermaßen - die kleinste militärische Einheit und besteht aus max. 8 Soldaten. Es muss also hier heißen Truppen oder auch Trupp'n, je nach Aussprache.

 

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Nachrichten von Radio Bremen - Schäuble seggt to de Spioneer-Schandaal, die USA sünt dumm

Berlin: Finanzminister Schäuble mellt sik in de Spioneer-Schandaal mit de USA to Woort. He is de Meeinen, wat de USA dat Tovertroen to Düütschland misbrukt. De CDU-Politiker hett in Berlin seggt – wenn de USA in Düütschland Spioneere anwarvt, dann is dat sowat vun dumm. Över soveel Undöög kann he blots hulen, so Schäuble. Man he is uk de Meeinen, Düütschland schull de Saak nich to hoog hangen. Güstern is rutkomen, wat de USA uk eein düütschen Spion bi de Bundeswehr harr.

 

"Över soveel Undöög kann he blots hulen, so Schäuble." Ich frage mich, was hat der Übersetzer genommen? Auf diesen Satz muss man erst einmal kommen! Auf jeden Fall ist dieser Satz eine Verballhornung des Plattdeutschen.

 

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Nachrichten von Radio Bremen - Berlin: Dat Uppassergeld för Öllern gifft da nu siet een Johr un nu willt de Grönen hebben, dat de Staat düt Geld nich mehr betahlt. De Fraktschonsvörsittersche  in’n Bunnsdag, Karin Göring-Eckardt hett an den „Kölschen Stadt-Anzeiger“ seggt, dat Uppassergeld weer afluuts Dööskram. Dat dee verkehrte Teken setten un verhinnern, dat de Lüttkinner Stöhn bi dat Upwassen kriegt. Dat hett Göring-Eckardt seggt, nadem se bi een Unnersöken rutkregen hebbt, dat sockse Familjen, wo de Öllern nich ut Düütschland kaamt of sockse, de nich veel in de Melk to krömen hebbt, dat de jüst dat Uppassergeld nehmt un ehre Kinner nich na’n Kinnergoorn stüert.

 

Betreuungsgeld mit Uppassergeld zu übersetzen ist mehr als abenteuerlich. Uppassers sind im Plattdeutschen Nachbarn, die bei einer größeren Familienfeier Serviceleistungen bei Tisch übernehmen. Radio Bremen bezeichnet auch die Gefängnisaufseher mit Uppassers. Lieber Sender: Das sind keine Uppassers, sondern Upseher! Es gehört sich auch nicht - vor allen nicht in Nachrichten - finanziell nicht sonderlich gut ausgestattete Familien als solche zu bezeichnen, "de nich veel in de Melk to krömen hebbt". So etwas ist respektlos und ungehörig. So schnodderig darf sich kein Nachrichtensprecher ausdrücken.

 

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Nachrichten von Radio Bremen - Berlin: Bunnskanzlersche Merkel hett vun Niegen verlangt, dat internatschonale Facklüüd free dorhen gahn dröfft, wo den Fleeger ut Malaysia in de Ostukrain daalstört is. Merkel hett mit den ukrainschen Präsidenten an’n Klöönkassen snackt un dor hett se seggt, dat ehr vertellt worrn is, dat de Opsternatschen, de bi Russland mit an willt, dat de de Facklüüd an de Stee vun dat Mallör behinnert. Merkel hett dramst, dat müss möglick warrn, dat dor allens frej unnersöcht warrn kann.

 

Bisher war ich der Auffassung, dass Nachrichten ein Mindestmaß an Seriösität erfordern. Radio Bremen belehrt mich eines Besseren. Immerhin geht es um Krieg in der Ukraine, da ist die Bezeichnung Klöönkassen für Telefon absolut unangebracht. Noch heftiger ist Merkel hett dramst. Ein kleines Kind kann dramsen; Ich will ein Eis! Für eine Bundeskanzlerin ist dieser Begriff ein no go!

 

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"De Opsternaatschen in de Ukraine" 

 

Gemeint sind die prorussischen Separatisten in der Ukraine. Radio Bremen benutzt diesen nicht adäquaten in den plattdeutschen Nachrichten immer wieder auch nachdem ich den Sender auf diesen Fehlgriff hingewiesen habe. Als Rundfunkredakteur sollte man sich eigentlich in der deutschen Sprache auskennen. Und nun noch einen kleinen kostenfreien Hinweis von mir: Wenn man mal etwas nicht weiß, schägt man nach! Wo? Im Duden vielleicht unter obstinat? Das wäre doch mal ein Vorschlag!

 

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"Hartlichen Dank und hartliche Grööte" - Vielen Dank und herzliche Grüße

(darauf muss man erst mal kommen!!)

 

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"in ehemoligen Jugoslowien hebbt de Serben un de Bosnier sek wo haut"

 

Im ehemaligen Jugoslawien ist es zwischen den Serben und Bosnier wieder zu kriegerischen Auseinander-setzungen gekommen (das ist mehr als peinlich: ein Krieg ist keine Rangelei zwischen Schuljungen!!)

 

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"de Polizei hett dat Verbreek'n upklort" - Die Polizei hat das Verbrechen aufgeklärt (das kommt davon, wenn bei der Übertragung ins Plattdeutsche Wort für Wort übersetzt wird)

 

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"Wi hebbt us buut'n de Föit'n aftrean" - Wir haben uns draußen die Füße abgetreten (hierfür  haben die Plattdeutschen einen eigenen Begriff: afpedd'n)

 

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"Friedrichs mookt'n Aftritt" - Friedrichs ist zurückgetreten (wahrscheinlich hat er keine Toilette, da kann so ein Häuschen gute Dienste leisten!!)

 

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Heinz Tödtmann